Laut und Wild

5-7 mins (1324 Wörter)

Die ersten zwei Wochen BSSM sind nun hinter mir und es ist einfach nur verrückt. Ehrlich gesagt fällt es mir schwer zu beschreiben, wie die Atmosphäre hier ist. Meistens sage ich einfach nur laut und wild. Voller Energie, Leidenschaft, Hunger. Was uns als BSSM Studenten einigt, ist die Liebe für Jesus und der Hunger nach mehr. Und dementsprechend ist die Stimmung nicht von jungen oder emotionalen Menschen, sondern von hungrigen und leidenschaftlichen Jüngern geprägt. Der Heilige Geist wirkt hier mächtig und das zeigt sich absolut verrückt und anders als alles, was ich bisher anhaltend erlebt habe. BSSM ist keine Konferenz, BSSM ist mein Alltag.

Was soll laut und wild jetzt bedeuten? Im Folgenden habe ich ein paar Elebnisse und Bemerkungen zur der Atmosphäre, die für mich jeden Tag mehr und mehr selbstverständlich wird.

Lobpreis

Schule startet jeden Tag mit Lobpreis. Das stimmt so nicht ganz, denn 30min vor Beginn der Hauptveranstaltung (Main Session) beginnt die freiwillige Gebets- und Anbetungszeit (Corporate Prayer). Das ist jeden Tag etwas anders, in Abhängigkeit von dem jeweiligen Revival Group Pastor (RGP), der den Tag moderiert. Dazu ist meistens schon die Band da und während viele noch ihre Sitzplätze suchen, können wir schon die Zeit vor der Schule nutzen um anzubeten oder einfach "geistliche anzukommen".

Der richtige Lobpreis ist dann aber erst nach dem ersten Sprecher, jeden Tag eine Stunde lang. Wer brav organisierte Gottesdienste gewöhnt ist, erlebt hier vermutlich einen mittler Schock. Denn wir sind laut und wild. Am ersten Tag hatte ich mich noch gewundert, dass die Musik buchstäblich laut ist. Das hat sich aber recht schnell erklärt: Es sind über 1400 Menschen in einem Raum, die voller Leidenschaft singen und lobpreisen. Und das ist laut. Sehr laut.

In Deutschland ist es oft schon die Spitze der Gefühle, wenn geklatscht wird, vielleicht hüpft ein noch ein ganz Verrückter im Lobpreis (aber nur wenn das Lied von Hillsong Young & Free ist). Hier ist die Stimmung ... anders. Es wird nicht nur von einem Jubelschrei gesungen, sondern tatsächlich gejubelt. Klingt vielleicht verrückt, aber die meisten Menschen lassen hier ihre Freude nach außen. Mir ist leider keine zufriedenstellende Aufnahme gelungen, allerdings habe ich hier eine Aufnahme von Jacob. Am besten kannst du dir die reine Lautstärke und Begeisterung wohl so vorstellen: Jubel (brüll, pfreif, schrei, sing) so laut du kannst. Und dann stell dir vor, dass 1400 andere das genauso machen. Da wird auch die Beschallungsanlage öfters übertönt.

Kurzum, wir sind hier voller Freude. Und das ist oftmals laut. Gleichzeitig ist es oft sehr wild. Damit meine ich vor allem, dass eine Atmosphäre von Freiheit herrscht. Insbesondere im Lobpreis sieht man sehr viele Menschen, die es schlicht nicht kümmert, wie sie aussehen oder wie merkwürdig ihr Tanz aussehen könnte. Der offizielle Text ist hier eher als Empfehlung zu verstehen. Freier und prophetischer Lobpreis ist vollkommen normal und man hört überall Studenten, die ihr eigenes Lied singen. Wundervoll. An einem Tag hat die Band kein einziges Lied aus ihrem geplanten Set gespielt, sondern ist einfach eine Stunde lang dem Heiligen Geist gefolgt, so wie er Schwerpunkte gesetzt hat. Planung ist hier nicht verboten, aber im Zweifel definitiv nicht entscheidend. Für geordnete Deutsche ist das wohl etwas wild.

Sessions (Predigten)

Das schöne an der BSSM ist, dass die Sessions (Predigten) meistens nicht nur voller lebensverändernder Weisheit sind, sondern auch lebendig. Das wollen auch alle Sprecher so, schließlich hat ein Lehrer auch viel mehr Freude, wenn die Schüler tatsächlich etwas lernen wollen und aktiv dabei sind. Die Kombination aus humorvollen, spontanen Rednern und einem lebendigen Publikum ist schon sehr lustig.

Ein lebendiges Publikum bedeutet vor allem eine Menge Zwischenrufe. (Meistens) sind die nicht störend sondern bestätigend: Amen, Yes, I take that, Preach it, More und so weiter. Das ist zum einen lustig, weil ich das nur aus Videos kenne und in Deutschland höchstens mal gelacht wird oder vielleicht einzelene klatschen, wenn der Punkt RICHTIG gut war. Das ist hier etwas anders. Anfangs ist das gewöhnungsbedürftig, aber einfach nur gut. Warum sollte man auch nicht Amen sagen, wenn der Punkt nunmal wahr und gut ist. Predigten hier sind voller Wahrheiten, die lebensverändernd sind. Das sind bestätigende Reaktionen eigentlich echt angebracht.

Aber wir haben auch einfach viel Spaß in den Sessions. Witzige Zwischenrufe sind willkommen. Bill Johnson fragt sogar manchmal, ob jemand einen guten Witz hat, wenn ihm die Stimmung zu ruhig ist. Wenn die Reaktionen zurückgehen, kommt häufig die Frage, ob wir noch leben, was nicht verstanden wurde etc.. Das lustigste ist aber der Zwischenruf Say it again (sag es nochmal), das könnte man gefühlt dauerhaft rufen. Die Themen sind teilweise so dicht und inhaltsreich, dass es schwer ist mit den Notizen hinterherzukommen. Da ist der Zwischenruf immer wieder lustig, aber eben auch dringend nötig.

Ganz allgemein lässt sich sagen, dass hier Stimmung herrscht (selbst während der Predigt). Das dürfen sich die deutschen Zuhörer (und Pastoren!) ruhig abschauen.

Wilde Sessions

In den Sessions zeigt sich dann erst so richtig, wie der Heilige Geist wirkt. Im Lobpreis ist es schwer zu sehen, wie einzelne Zittern, vom Heiligen Geist bewegt werden (am ganzen Körper), lachen oder weinen. Während den Sessions sind die verrückten Sachen dann leicht zu sehen und zu hören.

In der BSSM wird dem übernatürlichen Wirken freie Laufbahn gelassen: Manchmal liegen noch einzelne Schüler nach dem Lobpreis auf dem Boden und begegnen Gott, das ist vollkommen okay und diejenigen werden nicht aus dieser Begegnung herausgerissen. Die BSSM ist ein Ort zum ausprobieren. Wer Risiken eingeht und neue Wege im Glauben und im Übernatürlichen erforscht, wird in einem gewissen Sinne beschützt.

Manchmal bricht in den Sessions einfach nur der Heilige Geist aus. Beispielsweise hat in einer Predigt der Sprecher plötzlich eine Reihe von Wörtern der Erkenntnis bekommen, nach den Betroffenen sehr detailiert gefragt und dann für sie gebetet. Einmal hat der Sprecher mittendrin innegehalten und alle aufgefordert aufzustehen, die gerade in dem Moment plötzlich Elektrizität in ihrem Kopf spüren, um dann über sie zu prophezeien.

Während einer Session von Kris Vallotton zu emotionaler Heilung wurden sogar Menschen während er gesprochen hat geheilt und freigesetzt. In einer Schülerin hat sich während dem Thema einen Dämon manifestiert, sie ist auf den Boden gefallen und hat immer wieder schmerzhaft geschrien. Das ist für manchen sicherlich unangenehm, gehört hier aber einfach zur Erweckung dazu. Der Geist Gottes setzt Gefangene frei und dafür wird hier Platz gelassen, auch wenn das wild und laut ist. Im Übrigen wird hier sehr viel Wert darauf gelegt, dass Betroffene nicht verurteilt werden, sondern das schlicht für sie gebetet wird.

Mein bisheriger Favorit war die Team Ministry Time. Hier sind alle anwesenden Pastoren auf der Bühne, hören auf den Heiligen Geist und setzen das dann um. Es gibt also kein Programm. Absolut wild. Einer der Pastoren hat angefangen für einzelne zu beten. Plötzlich sind haufenweise Menschen unter dem Wirken des Heiligen Geistes umgefallen, haben unkontrolliert gelacht oder gezittert. Das volle Programm, aber im großen Maßstab. Ein anderer Pastor hat einen kompletten Traum exakt von Gott gesagt bekommen und ein Schüler hatte genau das in der Nacht zuvor geträumt (über dem wurde dann noch prophezeit). Ein weiterer Pastor hat uns alle in eine Begegnung mit der Vaterliebe Gottes geführt. Auf dem ganzen Raum lag ein lautes, heiliges Weinen. Der Klang, wenn der Heilige Geist hunderte Herzen berührt und wiederherstellt ist unbeschreiblich. Nach dieser intensiven Team Ministry Time haben wir direkt in der Pause mit Lobpreis weitergemacht. Teilweise lagen noch die Pastoren auf der Bühne, völlig in Gottes Gegenwart eingehüllt. Ich hatte Hunger, aber dieses Sandwich war garantiert das heiligste Sandwich was ich je gegessen habe.

Der Klang von Erweckung ist definitiv machtvoll, aber manchmal nicht so schön, ordentliches und angenehm, wie wir uns es oft vorstellen. Aber darum geht es hier nicht. Die Atmosphäre ist vom Heiligen Geist durchtränkt und das sieht manchmal nicht so aus, wie wir uns das so wünschen. Tauschen möchte ich allerdings nicht. Laut und wild (und vielleicht etwas anstößig) ist mir lieber als geordnete Machlosigkeit.