In Antwort auf Gnade

7-10 mins (1844 Wörter)

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Ich habe diesen Aufsatz ursprünglich im April als Hausaufgabe für die BSSM geschrieben, allerdings doch so geliebt, dass ich ihn veröffentlich und jetzt auch übersetzt habe!

Dieser Text dreht sich um die Geschichte der Geschichten. Es geht um einen Gott, dessen Gnade und Gerechtigkeit die Gemeinschaft zwischen Ihm und aller Menschheit ermöglichen.

Und so beginnt es: Im Mittelpunkt der Handlung ist die Geschichte eines Gottes, der auf einem Berg einen Garten geschaffen hat, als einen Treffpunkt zwischen Ihm und seinem irdischen Repräsentanten. Die ersten Schritte des ursprünglichen Auftrags die Erde untertan zu machenGen 1:28 fanden im Garten von Eden statt, wo der Auftrag schlicht war, das zu kultivieren und bewahren, was Gott anfangs geschaffen hat. Es ist hier, wo der Baum des Lebens alles Leben erhält (sei das symbolisch oder buchstäblich durch das Essen seiner Frucht), es ist hier, wo Adam seinen größten Freudentag erlebte, als er erstmals die Frau sah und sein tiefes Verlangen nach Zweisamkeit erfüllteGen 2:20-25. Aber weit mehr als ein unvergesslicher Hochzeitsort, oder ein täglicher Arbeitsplatz bevor Arbeit im Fluch anstrengend wurdeGen 3:17-19, war der Garten von Eden ein Treffpunkt zwischen Gott und Menschen. Dann, als Adam und Eva die Vorschrift Gottes brachen und nach der Erkenntnis von Gut und Schlecht mit ihrer eigenen Kraft und mit der Weisheit des Betrügers griffenGen 3:1-7, trugen die Auswirkungen dieses Vertrauensbruchs ewige Konsequenzen, die nur von einem Auftrag solcher Größe kommen könnten. Mit sofortiger Vergiftung von Scham haben sie sich vor der Gegenwart Gottes verstecktGen 3:8, ganz wie diese Tat bereits Scham zwischen Mann und Frau gebracht hatte. Und dennoch spricht ihre Vertrautheit mit Gottes Schritten im Abendwind laut von ihrer tief kultivierten Intimität. Doch an diesem Abend rief Gott verzweifelt Adam, wo bist duGen 3:9, eine Frage die durch alle Ewigkeit bebt, bis in das Herz eines jeden Menschen auf dem heutigen Planet. Als Adam und Eva wegen ihrer Sünde gegen Gott aus Eden ausgeschlossen wurden, vererbt sich dieser Bruch zwischen dem perfekt Heiligen und dem hilflos Sündigen an alle ihre NachkommenRöm 3:23; 5:12; 5:19. Traurigerweise kann nun niemand mehr in seinen Gegenwart kommenJoel 3:17; Off 21:27, denn es heißt der Böse darf nicht bei dir weilenPs 5:5.

Und durch das gesamte Alte Testament klingt das Echo dieser Tragödie: Von Mose, der Gott auf einem anderen Berg trafEx 19:3 und dort direkt mit dem Bau eines Zeltes beauftragt wurde, dessen simpler Zweck der Wohnort Gottes mitten in seinem Volk istEx 25:8, hin zu David der nach dem fragte, was nach der Offenbarung seiner Zeit schlicht unmöglich scheint: im Hause des Herrn zu wohnenPs 27:4, dort wo nur einer ohne Böses sein könntePs 5:5. David fand eine Realität, die seiner eigenen Offenbarung widersprach: Die Gegenwart Gottes konnte von demjenigen betreten werden, der ganz nach Gottes Herz war1 Sam 13:14, obwohl das Gesetz einen solchen Zugang strikt untersagt (wie Leviticus 10:1-7 illustriert). Davids Leben ist ein Zeugnis für die unerwartete Gnade, eine Realität die nicht sein soll, und doch zulässig erscheint – und Gott hat sich gern zur außergewöhnlichen Gemeinschaft mit David hingegeben. Mit diesem unglaublichen Geschenk von Gnade erhaschte er sich einen Blick hinter den heiligen Vorhang, und seine Reaktion darauf war Lyrik zu schreiben, die jedes Werk auf der anderen Seite der großen Kluft deklassiert. In Antwort auf Gottes Gnade gab er sich selbstverständlich dem Lobpreis hin. Der Schrei nach Gemeinschaft setzt mit seinem Sohn Salomo fort, der nicht selbst nach der Weisheit griff, sondern Gott um die Fähigkeit Gut und Böse zu unterscheiden zu fragen wusste1 Kön 3:9. Der Tempel, den Salomo baute, als Treffpunkt zwischen Gott und Erde, erinnert in allem Zweck und Fassaden an den ursprünglichen Garten (z.B. 1 Könige 6:29). In seiner Antwort auf Gottes Gnade präsentierte er Gottes Größe und Schönheit mit nie zuvor gesehener Exzellenz und Weisheit1 Kön 4:30; 10:1-9; 10:23. Aber auch wenn er den Test bestand an dem Adam und Eva fielen, konnte selbst das nicht das Problem der Sünde kompensieren, und der Fall seines Lebens unterstreicht die ewige Tragödie. Was nach einer vielversprechenden Rückkehr nach Eden aussah, war wieder nur eine aufregende und doch distanzierte Reflektion von dem, was früher mal war. Und während die Geschichte fortschreitet, wird die Unfähigkeit, das Verlorene wiederherzustellen, immer unerträglicher. Dieser Gott, der sich nach Verbindung sehnt, kann die Ziele seiner Liebe kaum erreichen. Sie können ihre Herzen nicht davon abhalten seins zu verletzen, weniger noch, ihre Taten vom Bösen freisetzen.

Es war sein Verlangen nach Nähe zu seiner rebellischen Schöpfung, das seinen größten Akt der Liebe inspirierte – der Akt, der Liebe für immer definierte1 Joh 3:16. Als Jesus, der Sohn Gottes, in diese Welt geboren wurde, kam Er um sie von ihrem sündigen Zustand zu errettenJoh 3:16-17. Er kam um zu holen was verloren war: Autorität, Herrschaft und MachtMt 28:18, aber auch um neu zu geben: Intimität, Gemeinschaft und KraftJoh 15:4-6. Dieser große Plan erforderte eine Aufopferung weit über das hinaus, was irgendein Mensch bieten könnte, mehr als irgendwelches Blut von Tieren, dass durch die Jahrhunderte hindurch vergossen wurde: Das Blut eines gerechten Menschen, zu sterben an Stelle von jedem Menschen – denn kein sündiger Mensch könnte einen anderen errettenPs 49:7-9; 1 Petr 2:22. Jesus kam, um die Menschheit ins richtige Verhältnis mit Gott zu bringen, damit wir so zur Gerechtigkeit Gottes werden2 Kor 5:21. Man kann den Kummer im Herzen des Vaters nur erahnen, der zusehen musste, wie sein Sohn von derjenigen Schöpfung abgewiesen und verhöhnt wurde, für deren Heilung Er kamJoh 1:10-11. Geboren von GottLk 1:34-35, doch vollkommen MenschHebr 2:17-18, war auch Jesus abhängig davon, Gottes Gnade für sich selbst zu empfangenLk 2:40; Joh 1:14. Durch Gnade kam der Geist auf Jesus, so wie Er zuvor auf ein paar Erwählte herabkam, denn der Retter dieser Welt sollte an dem permanent auf ihm bleibenden Geist erkannt werdenJoh 1:33. Folglich war sein Leben von einem engen Wandeln mit Gott geprägtMt 3:17; Lk 2:40; Joh 5:17-20, in kompletter Abhängigkeit von dem guten Vater, jeden Schritt zu versorgenJoh 5:19. Als Jesus – der Gott als Mensch, Retter der Welt – kurz vor seinem Abschied vom Planeten war, versprach Er ein Geschenk, das sogar über das ewige Leben, ermöglicht durch seinen baldigen Tod und die folgende Auferstehung, hinausgeht: Heiligen GeistJoh 16:7-15. Oben drauf auf das Werk der Errettung, weit über die Notwendigkeit hinaus, gab der perfekte Vater dieses Geschenk, nur um den Treffpunkt zwischen Himmel und Erde in jedes menschliche Gefäß auszubreiten1 Kor 3:16. Als er schließlich ans Kreuz ging, um für alles zu sterben, das Gott und Mensch trenntKol 2:14, hing Er dort ganz alleinMk 15:33-39. Derjenige der nun starb, zum Zweck wiederhergestellter Intimität, wurde genau mit dem Symbol dieser betrogen – einem KussLk 22:48 – um dann von engsten Freuden verlassen zu werden, die nun nichts mehr mit ihm zu tun haben wolltenLk 22:54-62; 23:49. Aber als Jesus siegreich am dritten Tag auferstandMk 16:5-7, war jetzt der Vorhang, hinter dem nur wenige wie David ein Blick werfen konnten, zerrissenMt 27:51 und niemand war dort um sich als würdig zu erweisen. Nicht einmal diejenigen, die am nächsten mit dem Retter gegangen waren, verdienten diese Tat.

Nicht eine Seele konnte ihr Recht beanspruchen, rettende Gnade zu empfangen. Kein Mensch konnte ein gerechtes Verhältnis mit Gott erreichen, weder durch gute Tat, hingabevollen Lebensstil oder ein demütiges Herz – und so wählte Er es, ungehinderten Zugang als freies aber kostspieliges Geschenk zu gebenRöm 3:23-24; 6:23; Eph 2:8. Als Paulus von seinen eigenen Bemühungen um Christi Willen sprach, konnte er nicht anders als schnell hinzuzufügen, dass es nicht seine Kraft war, sondern die Gnade Gottes, die mit mir ist1 Kor 15:9-10. Es ist der große Apostel, der die Gemeinde wie kein anderer verfolgt hatte, und es ist ein weiterer Beweis von Gnade, dass dieser Apostel die ewiglich größten Werke zur Gerechtigkeit Gottes verfasste. Das Werk der Gnade kam mit einem hohen Preis – ein makelloses, perfektes, gerechtes Leben – und trotzdem noch kostbarer ist, das es als Geschenk kam, eins das nicht Pflicht ist, zu empfangenRöm 5:7-8; Lk 13:23-34; Mt 7:14. Über das Bekenntnis, das zur Errettung führt, hinausRöm 10:10, ist die einzige vernünftige Antwort ein Leben hingelegt im Lobpreis dieses Einzigen der rettetRöm 12:1-2. Als Maria Magdalena diese außergewöhnliche Liebe empfing, konnte sie nicht anders als ihr Leben an seinen Füßen auszugießenJoh 12:1-8. Paulus’ Leben wurde eine einzige Antwort auf Gnade, als seine Ohren die Worte hörten, die jeden Hörer erschlagen würden: Saul, Saul, warum verfolgst du mich?Apg 9:4. Und während viele von uns seinen Dienst als einen schieren Versuch, seine unerträgliche Schuld zurückzuzahlen, beschuldigen würden, können wir die Lehren eines Mannes lesen, der es nicht ertragen konnte weniger als alles für den Ruf Gottes zu geben, denn Leben heißt Christus, und Sterben ist GewinnPhil 1:21. Er lebte als ein Beweis, dass jeder in gerechtes Verhältnis zu Gott wiederhergestellt werden kann.

Der Zustand der Schöpfung ist jetzt verändert. Sie wartet – mit sehnsüchtigem Verlangen – auf das Offenbarwerden der Söhne und Töchter Gottes, darauf dass diejenigen, die sie einst der Verfälschung von Sünde unterworfen hatten, jetzt ihre gerechte Herrschaft wieder aufzunehmenRöm 8:19-21. Es ist kein Zufall, dass Gott uns Gläubige seine Botschafter nennt2 Kor 5:20. Es ist die Gnade Gottes, die uns diese neue – man könnte auch sagen alte – Identität als Erben des ewigen Königs schenktRöm 8:14-17. Die transformierende Natur seiner Liebe ist gleichwertig für die Welt wie jeden GläubigenEph 1:4-5: Während es wohl der Menschheit größter Akt von Arroganz ist, das Licht, das in seine Welt gekommen ist, zu sehen und abzulehnen, ist es genauso der Gläubigen größter Akt von Arroganz, die Errettung als ein Ticket zur Ewigkeit zu empfangen und doch das königliche Erbe dieser Welt nicht wahrzunehmen. In mitten unserer großen Unfähigkeit Ihm nahe zu kommen, wählte Er das größte Opfer von Liebe, um, direkt in uns verweilend, untrennbare Nähe wiederherzustellenRöm 8:9-10; Eph 3:7; Joh 15:5; Röm 8:38-39. Es muss tiefst bekümmernd für der Herz des Vaters sein, wenn eins seiner Kinder diesen wiederhergestellten Ort der Verbundenheit in sich nicht erkennt, den Ort den Er seit der Verbannung aus Eden an jedem Tag vermisst.

Das ist die einzige würdige Antwort auf Gnade: Vollkommen zu empfangen, genießen und in allem zu leben, für das Er bezahlt hat.


Bibelreferenzen

  • Genesis 1:28; 2:20-25; 3:1-9; 3:17-19
  • Exodus 19:3; 25:8
  • Leviticus 10:1-7
  • 1 Samuel 13:14
  • 1 Könige 3:9; 4:30; 6:29; 10:1-9; 10:23
  • Psalmen 5:5; 27:4; 49:7-9
  • Joel 3:17
  • Matthäus 3:17; 7:14; 27:51; 28:18
  • Markus 15:33-39; 16:5-7
  • Lukus 1:34-35; 2:40; 13:23-34; 22:48; 22:54-62; 23:49
  • Johannes 1:10-11; 1:14; 1:33; 3:16-17; 5:17-20; 12:1-8; 15:4-6; 16:7-15
  • Apostelgeschichte 9:4
  • Römer 3:23-24; 5:7-8; 5:12; 5:19; 6:23; 8:9-10; 8:14-17; 8:19-21; 8:38-39; 10:10; 12:1-2
  • 1 Korinther 3:16; 15:9-10
  • 2 Korinther 5:20-21
  • Epheser 1:4-5; 2:8; 3:7
  • Philipper 1:21
  • Kolosser 2:14
  • Hebräer 2:17-18
  • 1 Petrus 2:22
  • 1 Johannes 3:16
  • Offenbarung 21:27