Schulalltag und Lehrinhalte

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Junge, was lernst du denn eigentlich so wirklich? Diese oder ähnliche Fragen bekomme ich recht häufig gestellt. Nun, das ist etwas kompliziert. Zum einen, weil ich eine Schule besuche, die übernatürlich im Titel trägt und das Übernatürliche schwer in einen Lehrplan passt. Zum anderen, weil die BSSM nicht so wie die meisten Schulen oder Universitäten aufgebaut ist.

Es folgt ein Versuch, das ganze sinnvoll zu erklären.

Schulalltag und Stundenplan

Der ganze BSSM Kalender ist online verfügbar. Hier ist meinen Stundenplan von dieser Woche:

Das ist tatsächlich nicht so viel, es sind insgesamt 19 Stunden im Kalender und davon nur etwa die Hälfte in den Main Sessions. Diese sind die Sessions im Civic (der Stadthalle) mit allen 1400 Schülern.

  • Corporate Prayer: Jeden Tag von 30min Gebet/Lobpreis vor dem offiziellen Beginn der Main Session um 12:30. Diese Zeit ist freiwillig.
  • Worship: Jeden Tag haben wir etwa eine Stunde Lobpreis. Geleitet wird der meistens von einem der 4 Teams aus dem ersten Schuljahr (und nicht den offiziellen Bethel Music Teams), diese Woche hatten wir aber auch einige Gäste (Josh Baldwin und Kristine DiMarco am Mittwoch und Sean Feucht am Donnerstag).
  • Bible: Das ist eins der Schulfächer und wird meistens von Dann Farrelly unterrichtet. Das kommt einer klassischen Vorlesung am nächsten.
  • Kris/Bill: Die Väter des Hauses stehen einfach nur mit ihren Namen im Kalender. Sie unterrichten zwar auch in den offiziellen Fächern, allerdings ist das relative lose. Prinzipiell sind das Predigten.
  • Kingdom Foundation: Eins der Fächer, für das wir wöchentlich Hausaufgaben und Bibelarbeit machen müssen. Dazu wird dann zu diesen Grundlagen der Theologie jeweils eine Einheit von verschiedenen Sprechern interaktiv unterrichtet. Oftmals müssen wir Fragen aus den Hausaufgaben beantworten und können auch Fragen stellen.
  • Special Guests/Sean Feucht: Wir haben öfters Gastsprecher wie Sean Feucht. Die Themen und Stile variieren dem entsprechend, am Mittwoch war es etwa ein Interview mit Kristine DiMarco, Paul und Hanna McClure. Wichtig ist nur, dass man diese Sessions nicht verpassen möchte.
  • Ministry Time: In der Ministry Time machen die Revival Group Pastors (RGPs) im Wesentlichen das, was ihnen auf dem Herz liegt und was ihnen der Heilige Geist eingibt. Das sind oft die absolut wilden Momente. Leider haben wir nur selten so lange Ministry Time.
  • Revival Group (RG): Die Revival Group ist unsere Familie aus 65 Schülern mit einem Pastor (Richard Gordon) und seinen 8 Mitarbeitern (die im dritten Schuljahr sind). Meistens machen wir hier aktive und familiärere Dinge und weniger direkte Lehre.
  • Small Group (SG): In der Gruppe mit 5 Männern ist das wohl das intimste und persönlichste offizielle Gruppentreffen.
  • City Serivce: Das ist ein ganz praktischer Dienst für die Stadt Redding. Dafür gibt es enorm viele verschiedene Möglichkeiten. Mein Dienst ist Home Gathering und am einfachst lässt sich das mit einem offenen Hauskreis für die Menschen in der Nachbarschaft erklären. Es gibt Essen, Lobpreis, wir reden über Jesus und beten für die Leute die kommen.
  • AMT: AMT steht für Active Ministry Training. Dazu weiter unten mehr.

Der Plan ist prinzipiell jede Woche gleich, aber die exakten Sprecher und Themen variieren stark. Außerdem halten bestimmte Veranstaltungen chronisch nie die Zeit ein (aber das ist okay, schließlich hat man es ja nicht eilig, wenn Gottes Gegenwart den Raum erfüllt).

Schulfächer

Trotzdem gibt es eine gewisse Struktur (hier zu finden) mit einem ein Curriculum. Hier sind die insgesamt 7 Fächer:

  • Bible Exegesis, Interpretation and Application: Methoden zur Interpretation der Bibel (und ein Verständnis der Methodik anderer Denominationen).
  • Foundational Theology in Church History: Erfoschen der Bibel hinsichtlich der Fundamente des Christlichen Glaubens.
  • Kingdom Theology and Identity: Einführung in Jesu Lehre über der Reich Gottes hinsichtlich unserer Idenität als einzelne und als Gemeinde.
  • The Supernatural Nature of the Gospel: Aktivierungen zum "Machen" aus biblischen Wahrheiten und deren Demonstation heraus.
  • Spiritual and Community Foundation: Praktisches Umsetzen von Gebet, Anbetung, Gemeinschaft, Wörtern der Erkenntnis, Prophetie...
  • Prophetic Ministry in the Church: Charakteristiken und Umsetzung einer gesunden Kultur von Prophetie und deren Zweck, sowie praktisches Training dafür.
  • Outreach and Evangelism Practicum: Training für Evangelisierung und den Dienst in der Gesellschaft.

Diese Fächer stehen aber eben nicht auf unserem Stundenplan. Dort sind vielmehr für die einzelnen Blöcke die Sprecher aufgeführt, die dann oft relativ lose auf die Fächer zurückgeführt werden können.

AMTs

AMTs, Advanced Ministry Training (erweitertes Diensttraining), sind quasi die Wahlpflichtfächer. Davon gibt es eine Menge, die auch alle echt verrückt sind. Hier eine Übersicht der Kategorien und deren AMTs:

  • Creativity: Kingdom Creativity, Writer's Eye, Worship Songwriting, Writing in the Glory
  • Spiritual Development: Defining Moments (in Revival), Developing Intimacy with God, Divine Exchange, Encountering the Father's Love, Mysteries and Wonders with Holy Spirit, On Earth as It Is in Heaven, Supernatural Transformation
  • Supernatural Ministry: Basic Dream Interpretation, Basic Sozo Training, Cultivating the Presence and Miraculous, Evanglelism in the Dark, Healing, Introduction to Inner Healing and Counseling, Pioneering Revival, Prophetic
  • Practical Ministry: Call of the Wild, Church Leadership and Planting, Cultivating the Healty Relationships, Destiny Finder, Empowering Women in Leadership, Global Response Training, Homosexuality and the Church, Preaching, Supernatural Ways of Discipleship
  • Prayer & Worship: Intercession: Changing Cities and Nations, Prophetic Worship, Spontaneous Worship, Worship Leading and Pastoring
  • Spheres of Society: Heaven in Business, Introduction to Long-term Missions, Marketplace Prophetic, Moral Revolution, School Planting and Leadership, Sound of Heaven, World Views, Youth (Pastoring)
  • Personal Development: Cage Free, Leadership Preparation, Loving youself Well, Practical Wisdom for Everyday Life

Ja, das ist eine lange Liste (wahrscheinlich liest das niemand komplett). Falls jemand wissen will, was hinter den Titeln steckt, kann ich gerne das 31-seitige Dokument mit den Kurzbeschreibungen weitergeben. Jetzt die schlechte Nachricht: Wir können nur insgesamt vier AMTs belegen. Vier. 4 von 46. Insgesamt habe ich mir 17 ausgewählt, die ich gerne machen wöllte. Das sind die Leiden, die ich hier ertragen muss.

Als erstes AMT habe ich Cultivating the Presence and Miraculous (Kultivierung von Gottes Gegenwart und Wundern) belegt, aktuell besuche ich His Presence and His Glory (Seine Gegenwart und Seine Herrlichkeit). Schon lustig, dass das ganz offizielle Fächer sind.

Hausaufgaben

Hausaufgaben sind ein wichtiger Bestandteil der BSSM, aber nicht unbedingt so, wie es an den meisten Schulen oder Universitäten der Fall ist: In der BSSM gibt es keine Noten. Prinzipiell gibt es nur Bestanden und Nicht Bestanden, oftmals ist das aber einfach Erledigt und Nicht Erledigt.

Ehre und Integrität sind ein elementarer Bestandteil und die BSSM möchte den Schüler die Möglichkeit geben, in diesen Charakterstärken zu wachsen. Daher ist es eine Frage der Ehre und Wissbegier, wie ordentlich die Hausaufgaben erledigt werden. Für einige Aufgaben geben wir nur online an, dass sie erledigt wurden. Wenn es niemand kontrolliert, gibt es uns die Möglichkeit im Charakter zu wachsen. Das ist ziemlich unkonventiell, aber ich finds tatsächlich gut. Schließlich werden wir irgendwann nicht mehr auf diese Weise kontrolliert. Charakter entsteht in den Dingen, die niemand sieht oder kontrolliert.

Der Zeitaufwand für Hausaufgaben ist sehr unterschiedlich und hängt auch sehr vom eigenen Engagement und Selbstdisziplin ab. Grob sind 20 Stunden pro Woche nötig, dabei ist Lesen einer der größten Anteile.

Hier sind die verschiedenen Arten von Hausaufgaben grob systematisiert:

  • Bible Reading: Ja, Bibellesen ist eine offizielle Hausaufgabe. Für jede Woche bekommen wir etwa 14 Kapitel vorgegeben und sollen idealerweise täglich lesen. Wer noch nicht täglich in der Bibel liest, wird dadurch deutlich motiviert.
  • Book Reports: Zu den Büchern die wir lesen müssen wir oftmals eine Art Bewertung schreiben, in der sich dann zeigt, ob wir das Buch tatsächlich gelesen und welche Dinge wir davon gelernt haben. Es werden etwa zwei Seiten handschriftlich verlangt, so viel ist es also nicht.
  • Workbooks: Einige der Bücher sind Arbeitsbücher, das heißt wir müssen in den Büchern Fragen beantworten. Meistens wird hier aber nur kontrolliert, ob jede Frage beantwortet wurde.
  • Kingdom Foundation: Wie schon zuvor erklärt sind das wöchentliche Ausarbeitungen zu verschiedenen Grundlagen der Theologie. Es sind in der Regel eine Menge Fragen mit dem Schwerpunkt auf eigener Bibelarbeit.
  • Core Values: Die Bethel Church hat über die Jahre hinweg 13 Grundwerte sehr ausführlich definiert und lebt aus diesen heraus. Dazu gibt es auch ein Arbeitsbuch (Kingdom Culture von Dann Farrelly), welches wir über das ganze Schuljahr Stück für Stück durcharbeiten.
  • Grasping God's Word: Das sind ziemlich traditionelle und wohl die anspruchsvollsten Hausaufgaben zum gleichnamigen Buch, welches wir für Exegese und Hermeneutik über das ganze Jahr hinweg lesen.

Dazu kommen noch kleinere Hausaugaben, die keinen regelmäßigen Charakter haben.

Nunja, soviel zum Akademischen an der BSSM.